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17.03.2017

Philosophisches Café: Abend mit Prof. Decher birgt Potenzial für künftige Treffen

Als am Mittwoch gegen 18.05 Uhr die letzten Besucher des Philosophischen Cafés im Schülercafé eintrafen, hatten sie – ohne es zu wissen – bereits etwas genutzt, was in anderen Ländern der Welt unter „Gummizeit“ verstanden wird. Dieser Begriff war nur einer von zahlreichen spannenden Aspekten, über die Prof. Dr. Decher, nachdem alle Platz genommen hatten, in seinem interessanten Vortrag vor einem zum Bersten gefüllten Schülercafé redete.

Das Wort „Vortrag“ ist an dieser Stelle nur bedingt angebracht, denn es war bereits nach seiner ersten Aufforderung, ihn gern jederzeit für Rückfragen zu unterbrechen, so weit, dass sich, angeregt durch Impulse der anwesenden Schüler – unter anderem einer Lerngruppe vom Gymnasium am Löhrtor, die uns gemeinsam mit unserem ehemaligen Kollegen Herrn Braun einen Besuch abstattete –  anregende Zwischengespräche ergaben, die Prof. Decher immer wieder zum „roten Faden“ zurückführte.

Ausgehend von Friedrich Nietzsches berühmter Feststellung, beim Menschen handele es sich um das „nicht festgestellte Tier“ wurden anthropologische Grundbedingungen in den Blick genommen, die uns alle zu beeinflussten und verführbaren Wesen machen.

Eine große Rolle spielt hierbei – so hat bereits Johann Gottfried Herder festgestellt – der Spracherwerb. Die damit verbundene „Theoriegetränktheit“ unserer Wahrnehmungen, Vorstellungen und Handlungen zeigte sich eindrucksvoll in einem kurzen Experiment, als es in Anlehnung an einen Versuch des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick darum ging, Zahlenpaare daraufhin zu untersuchen, ob sie „passten“ - sofort suchten alle Anwesenden nach möglichen Zusammenhängen und Erklärungen, welche jedoch wenn überhaupt nur zufällig gegeben und keinesfalls beabsichtigt waren. Anschauliche Beispiele aus dem Leben führten den Anwesenden deutlich vor Augen, wie wir selbst Sprache erwerben, verstehen und nutzen und dabei häufig  - auch durch uns selbst – beeinflusst werden.

Auch der in der Philosophie vieldiskutierte Unterschied des Menschen zum Tier wurde thematisiert, Theorien bekannter und weniger bekannter Philosophen zur Kultur, zur Sprache, zum Erkenntniserwerb des Menschen in den Fokus der Betrachtungen gerückt.

Am Ende kristallisierte sich heraus, dass es wahrscheinlich kein vollkommen manipulationsresistentes menschliches Wesen gibt, dass jedoch unsere Freiheit dadurch gegeben ist, dass wir Faktoren der Beeinflussung reflektieren, kritisch beleuchten können und damit „über den Tellerrand hinaus“ nicht zu passiven Wesen erstarren – sicherlich eine Menge Potenzial für kommende Philosophische Cafés. Weitere Interessierte, die nicht dabei sein konnten, sind herzlich aufgefordert, die Kollegen des Fachs Philosophie anzusprechen und werden dann in einen Email-Verteiler aufgenommen, um immer die aktuellsten Informationen zu erhalten.

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